Article Index

MUTTER


Mutter der geizigen Süße
lass dich herab auf mein Bett
mach, dass meine Blumen
mir wachsen
dass dieses Blumenbeet blühe
dort, wo der Boden gut ist
im Frühling.

Mutter
in der Nähstube meines Gewissens
dieses weiße Kleid, das
ganz leicht ist
näh es zuende
näh es aus einer Gardine
hinter der man den Garten sieht
den Garten
mit der lockeren Erde des
Frühjahrs und der gelben Blume
die dort kommen soll.

Mutter, mit dem Scheibenwischtuch
meiner traurigen Tage.

 


Todbringender Apfelbaum
mit einer Krähe darin – 
die pflückt man für einen
Totenstrauß
Totenhemd aus einer Gardine
so leicht
da sieht man hindurch
in den Garten
- der leer ist.  

Und dann wird es Winter.
Es schneit weich hinter den Scheiben
und in der Küche ist es warm.
Ich bekomme ein Kleid
aus dickerem Stoff
und vorn auf der Brust
liegt ein Buchenblatt
tomatenrot
das hast du selber gestickt.
An dieser Stelle bleibe ich
dünn wie eine Gardine –
draußen im Garten fällt
durch den Nebel hindurch
Schnee.